[vc_row][vc_column][vc_column_text]Warum ich eigentlich immer nach dem Wegfall des Kammerzwangs frage, wollte StB Carsten Butenschön wissen, als wir uns in Wien auf dem Steuerberatertag trafen. Und dann hat er sich den Fragenkatalog vorgenommen.[/vc_column_text][vc_column_text]Warum also die Frage nach dem Kammerzwang? „Weil darauf immer interessante Antworten kommen“, sagte ich. Es ist eine offene Frage. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten, vielmehr zielt sie auf das unternehmerische Selbstverständnis der Branche.
Wenn StB auch unproblematisch gewerblich arbeiten könnten: Würden sie dann ihre Beratung ganz anders aufziehen, neue Dienstleistungen anbieten? Wie beurteilen die Berater ihre Chancen in einem unregulierten Markt? Das war meine Überlegung, als ich mir die Fragen ausgedacht habe.
Nun aber, zehn Antworten von Carsten Butenschön:
1. Warum sind Sie StB geworden?
Der Apfel fällt ja nicht weit vom Stamm. Mein Vater ist ebenfalls Steuerberater, das hat mir schon eine Grundprägung gegeben. Außerdem habe ich mich immer gerne „gekümmert“, ich denke, das passt zum Selbstverständnis von uns Steuerberatern …
2. Ihre fachliche Dienstleistung bieten auch zig andere Kanzleien – was stellen Sie heraus, wenn Sie potentiellen Mandanten Ihre Kanzlei empfehlen möchten?
Wir kümmern uns. Wir können die richtigen Berater und Experten für unsere Mandanten zusammenbringen, sozusagen „Beratung aus einer Hand“. Wenn es zum Beispiel um eine Gesellschaftsgründung geht, koordinieren wir alles so weit, dass der Mandant nur noch zum Unterschriftstermin erscheinen braucht.
Ich kenne zwar noch alle Mandanten persönlich, aber es hängt hier nicht alles allein von mir ab: Wir haben 40 Köpfe in der Kanzlei, darunter elf Steuerberater und Steuerberaterinnen. Das Kümmern und die Kontakte stelle ich immer gern heraus, denn ich denke, die fachliche Arbeit ist austauschbar.
3. Wo holen Sie sich Inspiration für Ihre Arbeit?
Mit Musik. Ich sammle CDs und pflege meine Playlists. Das entspannt mich und macht den Kopf frei. Gern lege ich mir ein Rock-Konzert oder einen Besuch beim Bundesliga-Basketball bei Alba-Berlin an den Feierabend, so franst der Arbeitstag nicht in das Privatleben hinein.
4. Welche geschäftliche Herausforderung beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Zweierlei. Erstens: Die Standortsuche. Aus der väterlichen Einzelkanzlei ist eine Partnerschaft geworden mit derzeit vier Partnern. Wir haben uns personalmäßig seit 2007 mehr als verdoppelt. 2017 läuft unser Mietvertrag aus und wir suchen eine 1b-Lage in West-Berlin. Falls jemand einen Tipp hat, freue ich mich über einen Hinweis!
Und zweitens: Wie wird die Digitalisierung unsere Branche formen? Wie wird es werden? Da habe ich mehr Fragen als Antworten.
5. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Kann ich da überhaupt auswählen?
Ein Ziel bei der Auswahl ist die Regeneration der Kanzlei. Wir hängen zwar nicht dem Jugendwahn an und haben aktuell ein Durchschnittsalter von 37 Jahren, aber es muss schon darum gehen, frische Kräfte für die Zukunft zu finden.
Bei den Interessenten möchte ich etwas Begeisterung spüren und – gerade für eine Kanzlei unserer Größe – Aufgeschlossenheit für Prozesse. Bei Mitarbeitern aus kleineren Kanzleien ist Letzteres zum Teil weniger ausgeprägt, die brauchen dann mehr Eingewöhnungszeit.
Wir nehmen z.B. sehr gerne auch geeignete Praktikanten: Schüler genauso wie Studenten. Das macht zwar Arbeit, aber ab und an landet man auch einen Volltreffer: Zurzeit arbeitet eine BWL-Studentin bei uns, die schlicht geboren ist für diese Arbeit.
7. Auf welche geschäftliche Entscheidung/Erfolg sind Sie stolz?
Auf den Mut zu einer Kanzlei mit einem hohen Berateranteil. Das ist zwar budgetlastig, aber hat unsere Stabilität derart erhöht, dass es alle Kosten-Bedenken weggewischt hat. Zudem erleichtert es uns das Partner-Recruiting.
Und auf den Beitritt zum Beraternetzwerk „Tatort-Steuern“. Ja, das bringt Austausch, Benchmarking und Synergien, aber das ist noch gar nicht mal das Einzige. Die Mitgliedschaft erscheint mir viel mehr wie eine Lebensversicherung: Wenn uns mal ein Haftungsfall oder eine steuerstrafrechtliche Sache aus den Schuhen haut oder ein Fusionsdruck die Branche erfasst – dann haben wir langjährige, vertraute Partner, mit denen wir auch das meistern können.
8. Sie können – unbemerkt und ungestraft – hinter die Kulissen einer anderen Kanzlei schauen: Was würden Sie ausspionieren?
Wie gehen andere Kanzleien mit dem Fristendruck um. Und – da die Mitarbeiter das wichtigste Gut sind: Was tun andere Kanzleien, um Mitarbeiter zu finden, binden und begeistern?
9. Welche natürliche Gabe würden Sie gern besitzen?
Besser Gitarre spielen zu können. Ich habe als Schüler gespielt, es aber aufgegeben. Geblieben ist mir die Jugend-Phantasie mit einer Band auf der Bühne vor einer großen Menge zu spielen – nicht als Solist, sondern als Rhythmus-Spieler, der am Rande die Band zusammen hält.
10. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Wie immer zum Jahresende: gut motiviert und gut drauf – trotz der vielen Arbeit.
6. Mal angenommen, der Kammerzwang fällt, jeder darf Steuerberatung anbieten und Steuerberater auch gewerbliche Leistungen: Was tun Sie? [Carsten Butenschön hat sich bei unserem Telefonat diese Frage fürs Ende aufgehoben.]
Das ist die schwierigste Frage und ich habe lange drüber nachgedacht. Man kann darüber eine lange Diskussion führen, aber letztlich ist es für mich so:
Mir ist der Kammerzwang relativ egal. Ich bin ein Freund der Selbstverwaltung und ich befürworte meine Rolle, Träger von Rechten und Pflichten zu sein. Ich sehe mich nicht eingeengt.
Wenn andere Marktteilnehmer kommen, dann stelle ich mich diesem Wettbewerb. Optimistisch stimmt mich dabei, dass unsere Kanzlei von komplexen Beratungen lebt und nicht von Buchführung und Löhnen.
Einziger Vorteil eines Wegfalls: Ich könnte kooperieren, mit wem ich will.
Mehr über Carsten Butenschön:
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- und seine Rolle als Präsident des StBV Berlin-Brandeburg[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]