Jan-Henrik Leifeld gibt kollegiale Tipps zur Haftungsvermeidung in Corona-Zeiten. Sein Buch dazu ist ganz frisch erhältlich. Die Antworten des Steuerberaters, Anwalts und Fachanwalts für Steuerrecht lesen Sie hier …
1. Warum sind Sie StB geworden?
Nach dem Jurastudium habe ich in verschiedenen beruflichen Stationen mein Interesse für das Steuerrecht entdeckt. Die Fortbildung zum Fachanwalt für Steuerrecht hat das noch verstärkt, konnte mir aber nicht in gleichem Maße den Zugang zu der komplexen und herausfordernden juristischen Materie des Steuerrechts vermitteln wie die intensive Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung.
2. Ihre fachliche Dienstleistung bieten auch zig andere Kanzleien – was stellen Sie heraus, wenn Sie potentiellen Mandanten Ihre Kanzlei empfehlen möchten?
Meistens fängt meine Arbeit erst an einem Punkt an, den viele Steuerberaterkanzleien entweder gar nicht oder nur ungern abdecken, nämlich dort, wo das Steuerrecht besonders konfliktträchtig ist, z.B. in Finanzgerichtsverfahren, der Steuerberaterhaftung oder besonders im Steuerstrafrecht. Umgekehrt machen viele Rechtsanwaltskollegen, die Konfliktfälle gewohnt sind, einen Bogen um Fälle, die zu steuerrechtlich geprägt sind.
3. Wo holen Sie sich Inspiration für Ihre Arbeit?
Natürlich insbesondere aus dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, insbesondere im Kanzleinetzwerk der HSP-Gruppe, in dem unsere Kanzlei aktiv ist. Besonders hat mir auch der Kurs zum Fachanwalt für Strafrecht viele Einblicke in den Alltag der reinen Strafverteidigerkanzleien, deren Arbeit zum Teil noch stärker durch Konflikte und den richtigen Umgang mit diesen geprägt ist.
4. Welche geschäftliche Herausforderung beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Wie seit Jahren ist natürlich die Anpassung an eine immer digitaler werdende Welt eine ständige Herausforderung. Gerade ist jedoch auch besonders spannend, wie unterschiedlich die Situationen der Mandanten durch die Corona-Pandemie sind, mit denen man arbeitet. Manche sind wirtschaftlich von der Pandemie (noch) gar nicht betroffen und bei anderen geht es ausschließlich darum, Notfallversorgung zu leisten.
5. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Vor allem muss es menschlich passen. Ich glaube, dass sich Mitarbeiter in unserer Kanzlei besonders wohlfühlen, die gerne sehr frei und selbstständig arbeiten und umgekehrt, arbeite ich auch am liebsten mit genau solchen Mitarbeitern zusammen.
6. Mal angenommen, der Kammerzwang fällt, jeder darf Steuerberatung anbieten und Steuerberater auch gewerbliche Leistungen: Was tun Sie?
Ich glaube, die Begriffe des Steuerberaters und des Rechtsanwalts sind mit einem ausgeprägten Vertrauensvorschuss in die parteiische Interessenvertretung für den Mandanten, die Verschwiegenheit und die Fachkompetenz verbunden. Wer auch in Zukunft persönliche Beratungsleistungen erbringen möchte, muss diesen Vertrauensvorschuss unabhängig vom Kammerzwang immer wieder rechtfertigen. Im Wettbewerb mit gewerblichen Anbietern wird man sich aber noch mehr Gedanken über den Auftritt nach außen machen müssen, um seine Leistung auch vermarkten zu können.
7. Auf welche geschäftliche Entscheidung/Erfolg sind Sie stolz?
Im Zuge der Pandemie und der wirtschaftlichen Folgen hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, mit „meinen“ Themen auch verstärkt im Rahmen von Online-Seminaren aktiv zu werden. Hieraus wiederum hat sich das Fachbuchprojekt „Mandant in der Krise – Vermeidung von Strafbarkeits- und Haftungsrisiken“ mit dem Erich Schmidt Verlag entwickelt, in das ich viel investiert habe und das nun im März 2021 erscheint.
8. Sie können – unbemerkt und ungestraft – hinter die Kulissen einer anderen Kanzlei schauen: Was würden Sie ausspionieren?
Mich würde besonders interessieren, wie Menschen in anderen Kanzleien die Entwicklung der nächsten 5 bis 10 Jahre beurteilen und welche Schlussfolgerungen sie für ihre Arbeit im Hier und Jetzt daraus ziehen.
9. Welche natürliche Gabe würden Sie gern besitzen?
„Uns fehlt die Gabe, die Dinge so zu schmecken, wie sie sind.“ (Bernhard von Clairvaux, französischer Theologe). Ich trainiere aber bei jedem genussvollen Essen, besser darin zu werden.
10. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ich bin – wie fast immer – guter Dinge und freue mich auf die Zeit, die vor uns liegt.