Muss die Kanzlei auf Facebook sein? Oder Twitter? Und wenn ja: Mit welchem Ziel? Wer zum Teufel nochmal kann den Aufwand schultern? Diese Fragen stellen sich nicht nur steuerliche Berater, sondern auch Anwälte. Und auf Anwälte zielte die Social Media Kanzleikonferenz am Mittwoch in Köln. Steuerberaterin Almut Schleifenbaum (Foto) hat die Konferenz besucht und berichtet im Interview, welche Anregungen sie davon mitgenommen hat.
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SMKK – Social Media Kanzleikonferenz Als Konferenz zum Thema social media geht es natürlich nicht ohne Facebook-Seite und Twitter-Hashtag #smkk13. Initiator Felix Beilharz berät Unternehmen in Fragen des online-Marketing und hat sich dabei besonders auf Anwälte spezialisiert spezialisiert. Er zeigte in seiner Einführung, wie Anwälte in den USA mit aggressiven Plakaten oder Netzbanner-Texten auffallen und erläuterte Grundzüge einer Social Media Strategie. Dann war der Ring offen für die acht Referenten acht Referenten.
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Frau @steuerputzfrau, Sie waren auf der #smkk13 in Köln. Beschreiben Sie doch mal den Rahmen. Wie viele Teilnehmer, wie viele Referenten waren da?
Der Rahmen war ganz hip und ein bißchen schick. Eine echte Mischung aus konventionellem Anwaltskongress und einer tekkie-Unkonferenz. Zu Anfang gings zur Akkreditierung, nicht nur zur Anmeldung oder zur Registrierung. Das Mercure Hotel am Rand von Köln liegt gut zur Autobahn – eher eine Art Geheimtip. Für die acht Referenten kamen c. 120 Teilnehmer und ein paar Aussteller, z.B. xovi und echobot aus ganz Deutschland und Österreich. Aussteller waren Firmen, die sich auf Controlling von Netzaktivitäten spezialisiert haben: xovi optimiert den “traffic” der Seite und echobot funktioniert ähnlich wie Google-Alerts, sendet einem also eine Nachricht, sobald das Suchwort auf Internetseiten auftaucht. Für die effiziente Erfolgsmessung kann das helfen, wenn man eine Strategie hat.
Berufsrecht schränkt Social Media Nutzung von Anwälten nicht ein – so Prof. Härting bei der Social Media Konferenz für Kanzleien #smkk13
— Susanne Krueger (@SusanneKrueger) September 4, 2013
Mit welchen konkreten Fragen zum Einsatz von social media in Ihrem Berufsalltag sind Sie dorthin gereist? Was treibt Sie um?
Ich wollte gern hören, was auf freie Berufe spezialisierte Kommunikations-Berater so zu sagen haben. Was ist möglich mit social media? Was ist erprobt? Was ist der richtige Mix an sozialen Plattformen?
Zu diesen Themen hat RA Christian Solmecke von der Kanzlei WBS dann auch richtig aus dem Nähkästchen geplaudert. Der Anwalt ist seit 2006 in den sozialen Medien präsent und konnte die wichtigsten Pfeiler seines Erfolgs dabei auch bennenen.
#smkk13 Prof Halfmann zu "Was assoziieren Menschen mit einem Anwalt": teuer, Großverdiener, intelligent und humorlos. Ohne Kommentar 😉
— Christian Solmecke (@solmecke) September 4, 2013
Und die wären?
Seiner Erfahrung nach sind eine moderne und gut gestaltete Internetseite sowie ein regelmäßig gepflegter Blog die Basis, um aktiv zu sein und sich nach und nach zu vernetzen. Solmecke veröffentlicht seit langem ein Video pro Woche. Das war wohl besonders zu Anfang ein enormer Aufwand, den er mit Disziplin durchgestanden hat. Der Vorteil von Videos ist halt, dass sie die Nutzer stark anziehen und einfach gern konsumiert werden.
Sein Weg muss jetzt aber nicht für jeden anderen der ideale Weg sein. Sein Vorteil ist einfach, dass er IT-affin ist, mal beim WDR gearbeitet hat und sich so ziemlich schnell und öffentlichkeitswirksam als Anwalt für Filesharing etablieren konnte. Es war sehr spannend, ihm zuzuhören. Schnell bei Ereignissen agieren, klare Aussagen machen, war eine der Botschaften. Fällt Anwälten und Steuerberatern oft schwer! Im Erfolgsfall wird man irgendwann feststellen, dass man weniger Zeit mit Rechtsberatung verbringt, sondern mehr im Management gebraucht wird. Wer so aktiv im Netz ist, bekommt den Erfolg mit heftigem Wachstum bezahlt.
RA Michael Friedmann referierte sehr schön darüber, warum es mit Facebook und circa 95 Prozent aller Anwälte nicht klappt. Seine Thesen hielten den Anwälten den Spiegel vor. Typischerweise starten Anwälte auf Facebook durch und wenn das nach drei Monaten keinen Akquiseerfolg bringt, stellen sie es wieder ein. Diese kurzfristige Denke ist für viele Anwälte seiner Erfahrung nach typisch. Und er machte klar, dass Facebook eben keine Akquise-Plattform ist, sondern dazu dient, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
Speaker sagt: "Ich hab Jura studiert, bin Anwalt, also kann ich Facebook" #SMKK13 #zoomm
— Ali Mokhtari (@derschoeneali) September 4, 2013
Außerdem gab er noch ganz praktische Tipps für die account-Verwaltung, die auch Christian Tembrink (Profil auf Google+) für den Kanal youtube betonte: zum Beispiel auf die Trennung von beruflichen und privaten Acccounts zu achten. Youtube merkt sich zum Beispiel, welche Filme ich zuletzt gesehen habe und präsentiert diese den Followern meines Youtube-Kanals. Das kann peinlich werden oder unprofessionell wirken. Also immer schön einen Account fürs Private und einen fürs Berufliche.
#smkk13 Michael Friedmann: ein super Vortrag, Augenöffner und Spiegelvorhalter mit ganz viel Humor.
— QuirmbachundPartner (@anwaltquirmbach) September 4, 2013
Marion Halfmann hat sehr gut über Ziele gesprochen. Sich beim Thema social media Ziele zu setzen sei so wichtig, weil das ganze Internet-Zeugs einfach so uferlos ist. Und sie hat da sehr schön Planken eingezogen und gezeigt, woran man sich gut orientieren kann. Ihr Vortrag brachte mir eine Menge von Ideen für Checklisten, die ich einsetzen werde. Zum Beispiel in Hinblick auf Tonalität: Was ist noch Geschmackssache und was macht man heute einfach nicht mehr?
#smkk13 "Facebook ist eine Party. Kollegen, da rezitiert man keine Leitsätze. Die will keiner hören. Nicht mal Mutti." Friedmann bringt's.
— Daniel Nierenz (@DNierenz) September 4, 2013
Der Konferenz-Organisator ist eine Beratungsfirma für Anwaltsmarketing. Waren Sie allein unter Anwälten oder waren auch andere Kanzleiberufe vertreten?
Ich bin oft allein unter Anwälten :-). Ich habe Teilnehmer von Soldan, KPMG und großen Kanzleien gesehen. Aber wieviele dabei Berufsträger waren oder fachlich orientierte Angestellte oder Social Media Manager, kann ich nicht sagen. Das Thema ist für kleine sowie große Organisationen heiß. Andere Steuerberater erkannt habe ich jedenfalls nicht. Aus Siegen waren wir jedoch ein gutes halbes Dutzend, wir sind hier offenbar sehr internet-affin. Daher sind wir auch in Fahrgemeinschaften angereist. Felix Beilharz als Organisator hat übrigens auch mal in Siegen gelebt. Also ist hier die Wiege des Kreativen …
Was haben Sie – noch ganz in der Post-Konferenz-Euphorie – sich für die Zukunft vorgenommen?
Ha, die Euphorie frische ich regelmäßig auf. Ich gehe vierteljährlich auf solche Konferenzen. Ich habe außerdem in 2012 eine mehrmonatige Ausbildung zum Social Media Manager absolviert. Ein wenig Suchtpotential ist dabei! Und die Arbeit im delfi-net sorgt schon für eine gewisse Diziplin beim Umsetzen. Im Moment bin ich stärker in der Realität unterwegs. Die Konferenz hat mich bestärkt, die Verknüpfung von offline und online mit youtube zu probieren. Das hat mich immer interessiert und die Referenten haben bestätigt, dass diese audio-visuellen Geschichte für Nutzer einfach sehr anziehend ist.
Werbung bei youtube ist immer noch extrem billig #smkk13. @netspirits pic.twitter.com/kGK2T1eAXe
— Felix Beilharz (@beilharz) September 4, 2013
[blue_box] Über Almut Schleifenbaum:
StB Almut Schleifenbaum betreibt eine Kanzlei mit 18 Mitarbeitern in Siegen und einer Niederlassung in Burgstädt. Sie engagiert sich bei der Steuerberaterkammer Westfalen Lippe als Vorstandsmitglied im Bereich Qualitätssicherung, Zukunft des Berufs und Kommunikation. Sie ist nicht nur qualifiziert als Steuerberaterin, sondern auch als Rentenberaterin, Fachberaterin für internationales Steuerrecht, Fachberaterin für Sanierung und Insolvenzverwaltung (DStV e . V.) und Fachberaterin für Zölle und Verbrauchsteuern.
- Kanzlei Schleifenbaum
Xing: Almut Schleifenbaum
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